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Insektenpopulation: Kaltes Wetter schadet Stechmücken nicht

Viele Menschen hoffen wohl, dass der kurze Kälteeinbruch für weniger Mücken im Sommer sorgt. Doch falsch gedacht. Die Plagegeister sind recht kälteresistent.
Eine Mücke saugt Blut aus einem Finger.
Die allermeisten Menschen finden Mücken lästig, doch die Insekten spielen eine wichtige Rolle im Nahrungsnetz.

Stechmücken (Culicidae) sind lästig. Kaum jemand mag die Plagegeister: Ihre Stiche jucken, und das surrende Geräusch nachts treibt viele Menschen in den Wahnsinn. Da ist die Hoffnung nur allzu verständlich, dass der kurze, aber in Teilen Deutschlands heftige Wintereinbruch ihnen den Garaus gemacht hat. Das ist jedoch nicht zu erwarten. »Die Stechmücken verkriechen sich, wenn es kalt wird, und kommen wieder raus, wenn es wärmer wird«, sagte Doreen Werner vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung. »Das gilt für alle Insekten.«

Die Stechmückensaison war in diesem Jahr besonders früh losgegangen. Der Beginn ist meist eher Anfang Mai. In diesem Jahr legten Hausmücken jedoch schon Anfang April ihre Eier ab, Wald- und Wiesenmücken sind bereits geschlüpft. »Es ist alles drei, vier Wochen früher«, sagt Werner. Es sei aber ohnehin ein Irrglaube, dass es nach einem frostigen Winter weniger Mücken gebe. Mücken hätten ein »eingebautes Frostschutzmittel«, mit dem die überwinternden Arten gut über die kalte Jahreszeit kommen.

Im Sommer hingegen brauchen Mücken es feucht und warm, um hohe Populationsdichten aufzubauen, sagt Werner. Dann verkürzt sich die Entwicklung vom Ei bis zur flugfähigen Mücke von drei bis vier Wochen auf nur sieben bis zehn Tage. Eine weibliche Mücke kann in ihrem Leben 1500 bis 2000 Eier ablegen, abhängig von Temperatur, Brutmöglichkeiten und Nahrungsangebot. Im Lauf der Saison komme es zu einer Überlappung der Generationen. Das Populationsmaximum werde im August erreicht. Eine genaue Vorhersage sei nicht möglich. Trockenheit und Dürre können der Mückenpopulation schaden.

Während heimische Mücken weitgehend harmlos sind, kann die schwarz-weiß gezeichnete Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus), die aus dem asiatischen Raum eingeschleppt wurde und sich mittlerweile in Deutschland regional etabliert hat, verschiedene Krankheitserreger wie Dengue-, Chikungunya- und Zika-Viren übertragen. Bislang ist hier zu Lande jedoch noch kein derartiger Fall bekannt.

Und auch wenn Mücken viele Menschen nerven – die Insekten und ihre Larven sind ein wichtiger Teil des Nahrungsnetzes und stehen etwa auf dem Speiseplan etlicher Singvögel, betont der Naturschutzbund Deutschland. Spinnen, Fische, Amphibien und Libellen seien ebenfalls auf das Vorkommen von Mücken angewiesen. Würden Mücken verschwinden, hätte das gravierende Folgen für eine Vielzahl von Ökosystemen. (dpa/kmh)

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