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Lexikon der Mathematik: periodischer Spline

eine Splinefunktion, welche Periodizitätsbedingungen genügt.

Es seien a = x0 < x1 <…< xk < xk+1 = b vorgebene Knoten und m eine natürliche Zahl. Der Raum der periodischen Splines Pm(x1,…,xk) vom Grad m hinsichtlich diesen Knoten ist definiert durch \begin{eqnarray}\begin{array}{c}{P}_{m}({x}_{1},\ldots, {x}_{k})=\{s\in {S}_{m}({x}_{1},\ldots, {x}_{k}):\\ {s}^{(j)}(a)={s}^{(j)}(b),\,\,j=0,\ldots, m-1\}.\end{array}\end{eqnarray}

Hierbei ist Sm(x1,…,xk) der Raum der Spline-funktionen, also die Menge aller (m − 1)-fach differenzierbaren Funktionen, die stückweise Polynome vom Grad m hinsichtlich der vorgegebenen Knotenmenge sind.

Die Dimension von Pm(x1,…,xk) stimmt mit der Anzahl der Knotenintervalle überein und ist somit gleich k + 1. Im Gegensatz zum (Standard-) Splineraum Sm(x1,…,xk) besitzt der periodische Splineraum Pm(x1,…,xk) nur genau dann die schwach-Tschebyschewsche (schwach Haarsche) Eigenschaft (d. h., die Anzahl der Vorzeichenwechsel jeder Funktion ist beschränkt durch die Zahl d − 1, wobei d die Dimension ist), wenn seine Dimension ungerade ist. Im verbleibenden Fall gerader Dimension existieren periodische Splines mit k + 1 Vorzeichenwechseln. Dieser strukturelle Unterschied hat weitreichende Konsequenzen für die Theorie der Interpolation und Approximation mit periodischen Splines gerader Dimension.

Für vorgegebene a < t0 <…< tkb besteht das Problem der Spline-Interpolation mit periodischen Splines aus der Aufgabe, für eine beliebig vorgegebene stetige Funktion f mit der Periodizitätseigenschaft f (a) = f (b) einen (eindeutigen) periodischen Spline pfPm(x1,…,xk) so zu bestimmen, daß gilt: \begin{eqnarray}{p}_{f}({t}_{j})=f({t}_{j}),\,\,j=0,\ldots, k.\end{eqnarray}

Ist die Dimension von Pm(x1,…,xk) ungerade, so lassen sich Interpolationsmengen T = {t0,…,tk} analog der Situation für Sm(x1,…,xk) durch (periodische) Schoenberg-Whitney-Bedingungen charakterisieren: In jedem Intervall der Form (xi, xi+m+j) sollten mindestens j Punkte von T liegen.

Im Fall gerader Dimension von Pm(x1,…,xk) sind diese Bedingungen jedoch nur notwendig und nicht hinreichend. Die in diesem Fall auftretenden algebraischen Bedingungen sind i. allg. schwierig zu analysieren. Der nächste Satz beschreibt den einzigen zur Zeit (2001) bekannten Fall (m = 1), der für beliebige Knotenmengen Interpolationsmengen T vollständig charakterisiert.

Es seien k ungerade und m = 1. Die folgenden Aussagen sind äquivalent:

(i) Das Interpolationsproblem hinsichtlich T besitzt stets eine eindeutige Lösung aus P1(x1,…,xk).

(ii) Eine der folgenden beiden Aussagen gilt:

(a) T erfüllt die Schoenberg-Whitney-Bedingungen, und es existiert ein Intervall [xi, xi+1], welches genau 2 Punkte aus T enthält.

(b) T erfüllt tj = xj + λj(xj+1xj), für geeignete λj ∈ (0, 1), j = 0,…,k, und es gilt \begin{eqnarray}\displaystyle \prod _{j=0}^{k}\frac{(1-{\lambda }_{j})}{{\lambda }_{j}}\ne 1.\end{eqnarray}

Für äquidistante Knotenmengen, d. h. xj+1xj = c, j = 0,…,k, und die spezielle Wahl tj = xj + λc, j = 0,…,k, mit λ ∈ (0,1] gilt die folgende Aussage:

Es sei k ungerade. Das Interpolationsproblem besitzt genau dann stets eine eindeutige Lösung aus Pm(x1,…,xk), wenn eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist:

(i) m ist ungerade und \(\lambda \ne \frac{1}{2}\),

(ii) m ist gerade und λ ≠ 1.

Bei den verschiedenen Herleitungen diese Aussage treten die verallgemeinerten Euler-Frobenius- Polynome \begin{eqnarray}{H}_{m}(\lambda, z)={(1-z)}^{m+1}\displaystyle \sum _{v=0}^{\infty }{(\lambda +v)}^{m}{z}^{v},\,\,z\in {\mathbb{C}},\end{eqnarray} auf. Insbesondere ist hierbei die Differenzengleichung dieser Klasse von Polynomen von zentraler Bedeutung: \begin{eqnarray}{H}_{m}(\lambda, z)-z{H}_{m}(\lambda +1,z)={(1-z)}^{m+1}{\lambda }^{m}.\end{eqnarray}

Neuere Untersuchungen zeigen, daß die Aussage des letztgenannten Satzes genau dann auf nichtäquidistante Knotenmengen verallgemeinert werden kann, wenn m gerade ist.

Wählt man speziell die Knoten als Interpolationstellen, d. h. tj = xj+1, j = 0,…,k, so besitzt der zugehörige periodische Interpolationspline ungeraden Grades die folgende Minimierungseigenschaft.

Es seien k beliebig, m = 2r + 1, und pfPm(x1,…,xk) die eindeutige Lösung des Interpolationsproblems. Dann gilt \begin{eqnarray}\displaystyle \underset{a}{\overset{b}{\int }}{({p}_{f}^{(r+1)}(t))}^{2}dt\lt \displaystyle \underset{a}{\overset{b}{\int }}{({g}^{(r+1)}(t))}^{2}dt\end{eqnarray}für jede Funktion gCr+1 [a, b] mit den folgenden Eigenschaften:

(i) gPf,

(ii) g(xj+1) = f(xj+1), j = 0,…,k,

(iii) g(j)(a) = g(j)(b), j = 0,…,r.

Die aktuelle Forschung beschäftigt sich mit Fragen der Konstruktion von periodischen Splinewavelets und behandelt die beste Approximation sowie starke Eindeutigkeit der besten Spline- Approximation für periodische Splines.

[1] Zeilfelder, F.: Interpolation und beste Approximation mit periodischen Splinefunktionen. Dissertation, Universität Mannheim, 1996.

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  • Die Autoren
- Prof. Dr. Guido Walz

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